Wine-Times - das unabhängige Online-Weinmagazin
Helmut KNALL17.02.2007

Der Allrounder.

Wein, Essen und Musik gehören bei Matthias Hengl zusammen.

Er macht ausgezeichneten Wein, spielt und hört gerne Musik, leitet den besten Heurigen Wiens und ist sonst auch noch ein Wahnsinnstyp. Ein Besuch beim Weingut Hengl-Haselbrunner.

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Matthias Hengl.

Eigentlich wollte Matthias Hengl ja Musiker werden. Er besuchte drei Jahre lang das Konservatorium. Als er dann zu viele arbeitslose Musiker kennenlernte, begann er mit einem Freund Werbejingles zu produzieren. Und schliesslich übernahm er vor fünf Jahren doch den Familienbetrieb.

Seither bleibt ihm ziemlich wenig Zeit für die Musik. Der grosse Weinbau- und Heurigen-Betrieb liess ihm schon früher wenig Freizeit, in einem Familienbetrieb, wie dem der Familie Hengl, wird jede helfende Hand gebraucht. Und heute ist es umgekehrt, denn natürlich steht Vater Ferdinand dem Junior noch tatkräftig zur Seite.

 

Qualität im Hengl-Glas.

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Der Weingarten am Reisenberg.

Schon früh erkannte Matthias Hengl den Trend zu qualitativ hochwertigen Weinen und produzierte auch gleich so gute Tropfen, dass er zum Wiener Winzer des Jahres ausgezeichnet wurde. Zahlreiche Landessieger und Auszeichnungen im In- und Ausland folgten, aber auch der Heurige wurde bereits zum zweiten Mal zum besten Wiens gekürt. Waren es früher vor allem die Weissweine, gewinnen in den letzten Jahren allerdings seine Rotweine, allen voran der Cabernet Sauvignon.

Hier zeigt sich heute der Weitblick des Vaters von Vorteil, setzte dieser schon früh auf reinsortige Weingärten und auf damals in Wien ziemlich exotische Sorten, wie eben Cabernet Sauvignon, Syrah oder Pinot Noir, die heute alt genug sind, um gute Qualitäten ernten zu können. Wer also der Meinung ist, in Wien könne man keine guten Rotweine keltern, möge sich nach Grinzing begeben, wo man in der Buschenschank nahezu alle Weine auch glasweise bestellen kann.

Die Weingärten der Familie Hengl liegen in den besten Rieden Grinzings, am Hungerberg, am Reisenberg und am Nussberg, der durch ihre mineralischen Rieslinge wohl bekanntesten Lage Wiens. Wer hat schon bei der Arbeit im Weingarten auch noch so eine herrliche Aussicht über Wien?

Riesling und Grüner Veltliner dominieren bei den Weissen, da aus diesen Sorten auch die Schankweine produziert werden, aber auch die Burgundersorten, Chardonnay, Sauvignon Blanc und Gelber Muskateller ergeben hier prächtige Weine. Bei den Rotweinen dominieren Cabernet Sauvignon und Zweigelt, Syrah, Cabernet Franc, Merlot und Pinot Noir gibt es vorläufig nur in homöopathischen Dosen.

Auch sein Lieblingswein ist weder ein Barolo noch ein Bordeaux, sondern der 97er Zweigelt aus dem Hause Hengl-Haselbrunner. „I steh’ überhaupt auf Österreicher, bei den Weissen sind wir sowieso Weltspitze und bei den Roten können wir auch schon mithalten“ ist der junge Winzer überzeugt.

 

Seit 500 Jahren in Grinzing.

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Weingarten am berühmten Nussberg.

Obwohl die Familie Hengl seit 500 Jahren in Grinzing Weinbau betreibt, wurde der Heurige in einer der besten Lagen des Nobelbezirkes Döbling, zwischen der Paradisgasse und der Iglaseegasse erst 1976 von der Familie Haselbrunner erworben, daher auch der heutige Doppelname. Übrigens einer der letzten echten Buschenschank-Betriebe Grinzings.

Und gerade hier beim Heurigen erwies sich die frühe Hinwendung zu höherer Qualität als goldrichtig. „Nach Einführung der 0,5 Promille-Grenze ging zwar der Schankwein-Absatz beängstigend zurück, nicht aber der Umsatz generell, denn die Gäste griffen mehr zum Qualitätswein aus der Bouteille“ berichtet Matthias Hengl nicht ohne Stolz. Und während in Grinzing die alten Buschenschank-Betriebe in Gastronomielokale umgewandelt werden, damit billig zugekaufter Massenwein verkauft werden darf, setzt Matthias Hengl auf Tradition mit Blick in die Zukunft.

Beim Hengl-Haselbrunner steht daher die Weingarten-Pflege an oberster Stelle, denn „das ist die Grundlage für die Qualität“, weiss Matthias die Vorarbeit seines Vaters zu schätzen und wenn man durch die Grinzinger Weingärten spazieren geht, kann man die Hengl-Weingärten leicht an der Pflege erkennen. Genauso ist es bei den selbst angebauten Bio-Obst- und Gemüse-Sorten, die auch die Grundlage für viele Rezepte der Schmankerl-Küche beim Heurigen sind. So gibt es im Winter eben keinen Paradeis- oder Gurkensalat, weil diese Gemüse dann nicht wachsen.

Auf die Frage, was er eigentlich lieber sei, Winzer oder Wirt, antwortet er auch, wie aus der Pistole geschossen: „ich wäre schon lieber mehr Winzer, aber der Heurigen ist eben viel Arbeit“. Was nicht weiter verwundert, werden dort doch neben ausgezeichnetem Essen und Trinken auch noch kulturelle Gusto-Stückerl geboten. Hier kommt dann wieder der begeisterte Musiker durch – und so gibt es regelmässig Lesungen und Konzerte von Wiener Interpreten bis zum Jazz. Matthias Hengl überrascht seine Gäste immer wieder mit derartigen kulturellen Finessen.

Für ihn selbst sind solch kulturelle Ereignisse stets Stunden der „hedonistischen Dreifaltigkeit Wiens“: Das gemeinsame Genießen von ausgezeichnetem Wiener Wein, bodenständige Wiener Gerichte vom Feinsten, verbunden mit Kunst und Kultur aus Wien. „Für mich ist es jedes Mal was Besonderes: Ich lade Freunde zu mir ein und wir haben einfach schöne Stunden zusammen, trinken ein paar Glaserl’n Wein, Essen was Gutes und hören guter Musik zu. Dann plaudern wir über dies und das. Das ist es auch schon, was das Besondere dran ist. Ich mag das Pompöse, Übertriebene nicht. Ich habe es lieber klein, fein, gemütlich und freundschaftlich. Das gefällt mir und meine Gäste mögen es auch“, so Matthias Hengl über seine Ohren-Augen-Gaumen-Freuden.

 

Karge Freizeit.

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Wie ihm neben der Arbeit in Weingarten, Keller und Lokal auch noch Zeit für seine Hobbys bleibt, ist ein Rätsel. Doch wird täglich Trompete geübt, die ihm neben Klavier und Gitarre im Moment am meisten Spass macht und daneben muss noch Zeit für elektronische Spielereien sein. Nicht nur ein kleines, feines Musikstudio, sondern auch nützliche Ideen, die im Betrieb helfen. So „bastelte“ er eine elektronische Überwachung der 21 Kühlaggregate im Heurigen, damit „die nicht immer genau zum Wochenende ausfallen“ und um die strengen Vorschriften des Marktamtes zu erfüllen.

Bei allem was er erzählt, vergisst er auch nie seinen Vater zu loben, der schon vor mehr als 30 Jahren kompakte Flächen sortenrein angelegt hatte und damit einer jener Vordenker war, die jahrelang von den Mitbewerbern belächelt wurden. Und an den Ausspruch des Vaters: „Die Qualität eines Weingutes erkennt man am einfachsten Schankwein“, hält sich der Sohn heute noch. Der besonders duftige, spritzige Riesling vom Reisenberg kommt daher gar nicht in die Bouteille, sondern direkt in das Schank-Vierterl im Hengl-Glas.

 

Weingut und Buschenschank Hengl-Haselbrunner.

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Iglaseegasse10, 1190 Wien

Tel.: 01/3203330 Fax: 01/3208696

e-mail: office@hengl-haselbrunner.at

www.hengl-haselbrunner.at

Täglich 15:30 bis 24:00 Uhr (Buffet bis 23:30 Uhr, warme Küche bis 22:30 Uhr) Verkostungen und Kellerführung nach Voranmeldung.

Schließtage: 24., 25., 31. Dezember, 1. Jänner, Karfreitag.

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