Gottfried Schellmann 1928-2004.
Österreichs Weinfreunde trauern um eine der schillerndsten Persönlichkeiten.
Gottfried Schellmann 1928-2004. Wenn man einen Menschen sehr geschätzt hat, ist es immer besonders schwer einen Nachruf zu schreiben, ich würde viel lieber noch einmal mit ihm anstossen und seinen launigen Geschichten lauschen.
Wie oft hat mir Gottfried Schellmann in den letzten Jahren gesagt: „Jetzt hör ich auf“ und hat dann doch wieder eine neue, grandiose Serie vorgestellt, ja sogar noch neue Sorten, wie den herrlichen Muskateller auf den Markt gebracht.
Wenn ein Autobus mit Journalisten von der ÖWM durch die Lande gekarrt wurde, konnte es schon sein, dass er aus Gumpoldskirchen wieder einmal mit ordentlicher Verspätung weiterfuhr, weil der Gottfried halt „noch a poa gscheite Weine“ mithatte und sich niemand losreissen konnte. Weder von den herrlichen Weinen, noch von seinen launigen Geschichten. Ich will gar nicht glauben, dass ich nie wieder mit ihm lachen darf.
Eine kurze schwere Krankheit riss ihn aus unserer Mitte. Ihn, der sich unermüdlich für die Qualität in der Thermenregion eingesetzt hatte, der die „Thermenwinzer“, eine Vereinigung der besten Betriebe der Region begründet hatte und immer ein bisschen ein Querdenker, Vorreiter und doch traditionsbewusster Weinbauer war. Vielleicht auch, weil er aus einem Betrieb stammte, der über 300 Jahre existiert.
Er hatte es nicht immer leicht. Ganz im Gegenteil. Die Weinbauschule Klosterneuburg musste er abbrechen, weil der Krieg kam. Erst 1949 kam er aus russischer Gefangenschaft zurück in „sein“ Gumpoldskirchen und heiratete 1952 seine Frau Hildegard, die seine kongeniale Partnerin fürs ganze Leben blieb.
Schon Mitte der Sechziger Jahre, während alle anderen noch süssliche Weine erzeugten, baute er Weine trocken und naturbelassen aus. Der Schaden durch die Panscher der 80er Jahre war im ein Graus. Unermüdlich arbeitete er dafür, dass der Gumpoldskirchner wieder zu seinem verdienten Ruf kam.
"Gefühlswinzer" nannte ihn sein Sohn Gottfried jun. einmal - und da ist was dran. Seine grossartigen Weine entstanden durch ziemlich extreme Weingartenarbeit: radikaler Schnitt, Ausdünnung und perfekte Laubwand waren selbstverständlich. Im Keller entschied er schon mal aus dem Bauch. Und wenn man in den Weinbergen Gumpoldskirchens in heissen Jahren unterwegs war, dann gab es viele gelbe Zeilen und einige saftig grüne. Eben die Schellmann’schen. Ausgebaut wurde traditionell in grossen Holzfässern, was nicht heisst, dass es nicht auch Experimente mit anderen Gebinden gab und da schon einmal die Malolaktik „passiert“ ist, was er mit Schmunzeln perfekt als Neuerung verkaufte.
Zwischendurch war Schellmanns Restaurant-Disco „Weinstadl“ ein Treffpunkt der grossen Promi-Welt von Curd Jürgens bis Gina Lollobrigida, wir alle pilgerten seinerzeit zugegebenermassen weniger wegen der Weine, als wegen der Gaude dorthin.
In den letzten 15-20 Jahren konzentrierte er sich aber wieder ganz auf sein „Lebenselixier“ den Weinbau. Seine Sortenvielfalt ist Legende, sein Ausspruch dazu auch: „Ich weiss eh, es ist viel zu viel, aber ich mag auf nichts verzichten“. Also gab es neben den typischen Zierfandler und Rotgipfler-Variationen auch Riesling, Traminer, Chardonnay, Pinot Noir usw. In besonderen Jahren war auch immer der Süsswein sein Hobby. Sein Ausbruch erreichte immer Top-Werte in den diversen Führern. Und, was ihn ganz besonders beliebt machte, er hatte immer ein offenes Ohr und gute Ratschläge für junge Winzer.
Gottfried, du wirst uns fehlen, deine Weine werden uns noch eine Weile erfreuen, so wie der grandiose Rotgipfler Reserve 2002, mit dem ich jetzt noch einmal auf dich anstosse. Du wirst da oben sicher in guter Gesellschaft fachsimpeln können.
Mein Beileid gilt seiner Frau, seinen Söhnen und Enkerln.
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